Meister aus Leidenschaft: Geigenbauer Lukas Kehnen

Fotos: Patrick Pollmeier
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Eine richtig gute Geige braucht Zeit: Bis zu 200 Stunden sitzt Lukas Kehnen in seiner Werkstatt, um ein meisterhaftes Instrument zu bauen – hochkonzentriert. Denn die Arbeit an einem Instrument, das an einigen Stellen nur 2 Millimeter dünn ist und dessen Klang auch durch das richtige Feilen des Korpus bestimmt wird, erfordert Präzision und ein Gefühl für die Arbeit. Unten Ahorn, oben Fichte und das Griffbrett aus Ebenholz – so weit, so einfach. Aber wie war der Baum gewachsen? Wie sehen die Jahresringe aus? Und welche Lackmischung passt am besten? „Bei jeder neuen Geige ist auch immer ein kleines bisschen Überraschung dabei“, verrät Kehnen. Schon von klein auf hat der Beruf des Geigenbauers den 30-Jährigen fasziniert. Mittlerweile ist er Meister seines Fachs und hat vor kurzem seine Werkstatt in Bochum eröffnet.

„Für diesen Beruf braucht man Leidenschaft“, sagt Lukas Kehnen. Das hat er auch während seiner dreieinhalbjährigen Berufsausbildung an der Fachschule für Geigenbau im bayrischen Mittenwald gelernt. Dort habe sich schnell gezeigt, wer die nötige Passion und Geduld mitbringt, die anderen hätten die Ausbildung abgebrochen. Der gebürtige Mindener war keiner davon.

Schon als Kind, als er beim Geigenbauer sein erstes Instrument ausgesucht hat, hatte ihn das Handwerkliche fasziniert. Nach der Ausbildung arbeitete er bei einem Geigenbauer in Detmold – in seinem Hinterkopf wanderte allerdings schon seit langem der Traum von einer eigenen Werkstatt umher. Die Antwort, warum es ihn nun ausgerechnet nach Bochum verschlagen hat, ist pragmatisch: Seit mehr als zehn Jahren gibt es in der Stadt keinen Geigenbauer mehr. Die nächsten Werkstätten sind in umliegenden Städten und der Bedarf sei bei einer Stadt mit eigenem Orchester und einer Musikschule ja immer da. „Ich möchte der Gegenbauer für alle sein“, sagt Lukas Kehnen. Sowohl für die Profis als auch für Laien und Schüler, für die er bereits genutzte Geigen aufarbeitet und neu stimmt. „Die haben oft eine eigene Geschichte und werden sehr gerne genommen.“ Es wird Leihinstrumente bei ihm geben und natürlich repariert er auch. Das gilt übrigens nicht nur für Geigen – ein Geigenbauer kümmert sich auch liebevoll um alle anderen Streichinstrumente.

Die Wahl der Geige sei sehr individuell: „Was für den einen nichts ist, kann den anderen begeistern.“ Es gehe dabei natürlich um den Klang, aber auch darum, wie man sich mit dem Instrument fühlt. „Ich habe damals eines angespielt und es hat mir einfach gefallen“ erinnert er sich an seine erste Wahl. Wer sein persönliches Instrument erst mal gefunden hat, behält es oft auch für sehr lange Zeit. Für das Instrument selbst ist es kein Problem. Die berühmten Stradivari aus dem 17. Jahrhundert klingen immer noch wunderbar. Sie sind übrigens der Ursprung der modernen Geigenform. Während deren Preise in die Millionen Höhe gehen – die Lady Blunt Stradivari von 1721 wurde 2011 für eine Rekordsumme von 15,9 Millionen US-Dollar versteigert – setzt eine gut erhaltene und restaurierte Geige bei 800 Euro an. Etwa ab dem Preis kann der Geigenbauer ein Instrument guten Gewissens empfehlen. Für eine Geige, die komplett in mühevoller Arbeit in seiner Werkstatt neu entstanden ist, beginnt der Preis bei etwa 10 000 Euro. Diese Geigen gingen aber nur selten über die Theke.

Dennoch würde Kehnen gerne mal eines seiner eigenen Instrumente in einem Konzertsaal von einem Profi gespielt hören. Denn auch wenn er selbst viele Jahre lang Geigenunterricht hatte, ist das Musizieren ein Hobby geblieben. Heute spielt er noch auf seinem Meisterstück – die Prüfung hat er vor einem Jahr abgelegt. Ob er diese eine spezielle Geige verkaufen kann, weiß er nicht.

Geigenbaumeister Lukas Kehnen Christstraße 29, 44789 Bochum

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